TMG | Blog |

Logistik in der Medina

Logistik in der Medina

Im Zuge der angestrebten Verkehrswende stellt sich die Frage, wie die Mobilität der Zukunft aussieht. Gerade in Ballungsräumen gibt es bereits einige neue Angebote wie zum Beispiel E-Scooter. Doch wie funktioniert die Verkehrswende in anderen Teilen der Welt?

Neben den klassischen Möglichkeiten der Fortbewegung und des Transportes innerhalb von Städten und Großstädten, entstanden in den letzten Jahren einige neue Möglichkeiten. So gibt es neben dem ÖPNV, dem privaten PKW und weiteren motorisierten Kraftfahrzeugen auch immer mehr E-Bikes, E-Scooter, Car Sharing, Bike Sharing und E-Lastenrädern.

Die Idee hinter den neuen Angeboten ist, die private Mobilität innerhalb von Städten weg von der Straße hin zu nachhaltigeren Mobilitätsangeboten zu verschieben.

 

DIE MEDINA ALS VORBILD FÜR DIE AUTOFREIE STADT?

Interessanterweise gibt es in anderen Teilen der Welt, wie beispielsweise in Marokko, bereits seit langer Zeit Lösungen, nach denen wir aktuell suchen. So besteht eine klassische Stadt in Marokko (ausgenommen der Haupt- und Großstädte) meist aus Randgebieten und einer Altstadt. Diese Altstadt ist meist historisch bedingt noch umgeben von Stadtmauern und nennt sich Medina.

Eine sogenannte Medina ist aufgrund der infrastrukturellen Gegebenheiten meist autofrei und somit auf alternative Mobilitätsangebote angewiesen. Neben tierischen Transporten (in Form von Kamelen o.Ä.) gibt es hier bereits seit Jahren eine besondere Art des Lastenrades. Das sogenannte „Carousel“.

 

DAS MAROKKANISCHE „LASTENRAD“ ALS DENKANSTOSS FÜR DIE DEUTSCHE VERKEHRSWENDE?

Ein „Carousel“ besteht im Wesentlichen aus zwei Elementen:

  1. Ein Mitarbeiter
  2. Ein Karren mit Transportfläche

Die lokalen Transportunternehmen positionieren sich mit ihren Karren an zentralen Punkten der Stadt und warten auf ihre Kundschaft. Die Transportaufträge könnten dabei unterschiedlicher nicht sein. Vom Transport des Gepäcks von Hotelgästen bis zur Stadtmauer bis zur Unterstützung beim Heimtransportieren von Einkäufen bildet das „Carousel“ auch die Basis für das lokale „Lieferando“.

BESONDERHEITEN DES TRANSPORTS MIT DEM „CAROUSEL“

Die Beauftragung eines „Carousel“ erfolgt nach Verfügbarkeit und Bedarf. Es gibt keinen App-Einsatz oder eine zentrale Steuerung. Gleichzeitig scheinen Angebot und Nachfrage perfekt aufeinander abgestimmt zu sein. Die Wartezeit liegt meist bei unter zwei Minuten. Gleichzeitig trifft ein Interessent gelegentlich auf ein „Carousel“, das aufgrund von ausreichend durchgeführten Transporten den neuen Auftrag ablehnt.

Der Umgang mit Unwägbarkeiten wird im Team und ohne motorisierten Einsatz gelöst. So sind Unebenheiten und Schlaglöcher kein Hindernis für das „Carousel“. Die Navigation erfolgt meist erfahrungsbasiert und nicht aufgrund von automatisch optimierten Routenvorschlägen.

 

VORTEILE DURCH DIE NUTZUNG EINES „CAROUSEL“

Für die Nutzer eines „Carousel“ entsteht keine Wartezeit auf das Transportmittel durch ein perfekt abgestimmtes und eingeschliffenes Modell, das Angebot und Nachfrage ausbalanciert. Gleichzeitig ist der Transport günstig, da keine vermittelnden Apps oder Zentralen zwischengeschaltet sind. Das Carousel hat stets die gleiche Konfiguration und diese ist bekannt.

Es bleibt abzuwarten, ob es sich auch hierzulande zur Bekämpfung des Klimawandels durchsetzt. 😉