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Wie wird man „Dozent“?

Wie wird man „Dozent“?

Wer einmal in einer langweiligen Vorlesung oder Unterrichtseinheit gesessen hat, kennt den Gedanken – „irgendwann wechsle ich die Seiten“. Doch wie wechselt man die Seiten? Wie wird man Dozent? Und macht das Spaß? Eine Anleitung sowie die wichtigsten Learnings aus drei Jahren Dozententätigkeit.

Im Wesentlichen gibt es zwei Antworten auf die Frage „Wie wird man Dozent?“ Die erste Antwort lautet: Man ist Dozent, wenn man sich so fühlt und Spaß am Lehren hat. Im Arbeitsalltag gibt es regelmäßig Kollegen und Ansprechpartner, die eher dozieren als konferieren. Teilweise mit dazugehöriger Stellenbeschreibung, teilweise ohne.

Die zweite Antwort lautet: Man wird Dozent, indem man eine Hochschule als Auftraggeber findet.

Meistens sind die Hochschulen und Universitäten in Deutschland froh über engagierte Dozenten, die aus Ihrer praktischen Arbeitserfahrung eine spannende Vorlesung gestalten wollen. Im Folgenden eine Anleitung in vier Schritten:

 

1. Die praktische Erfahrung muss in das Curriculum passen

Häufig gibt es eine große inhaltliche Schnittmenge zwischen Inhalten eines Fachstudiums und der praktischen Arbeit in einem Unternehmen. Wichtig ist, hierbei die richtige Abgrenzung zu finden. Als Unternehmensberater mit dem Fokus Logistik ist beispielsweise das Fach „Verkehrslogistik“ selten in Gänze Gegenstand eines Unternehmensprojektes. Teilaspekte davon treten vermehrt in Projekten auf, jedoch selten eine ganzheitliche Betrachtung des Themas. So werden verkehrspolitische Diskussionen im Bezug auf einzelne Verkehrsträger zwar in der Vorlesung diskutiert aber nicht in der Lösungsfindung auf einem konkreten Projekt. Eine enge Abstimmung der Inhalte mit der Hochschule sollte also definitiv im Vorfeld stattfinden.

 

2. Die Hochschule muss im entsprechenden Fach Bedarf an neuen Dozenten haben

Hier ist Flexibilität gefragt. Glückspilze fragen im richtigen Moment an Ihrer Wunschhochschule an und erhalten sofort die passende Gelegenheit. In meinem Fall hat das etwas Zeit benötigt. Sinnvoll ist hier bei mehreren Hochschulen Gespräche zu führen und sich „vormerken“ zu lassen. Ähnlich der Wohnungssuche in Ballungsgebieten gilt hier die goldene Regel: Seinen Bedarf möglichst breit zu streuen.

 

3. Die Rahmenbedingungen müssen stimmen

Es gibt im Kontext von Hochschulen mehrere Möglichkeiten aktiv zu werden. Die klassische Variante wäre, jede Woche eine bestimmte Anzahl an Vorlesungsstunden anzubieten. Hochschulen wie die DHBW (Duale Hochschule Baden-Württemberg) bieten darüber hinaus auch die Möglichkeit von Blockseminaren an. Darüber hinaus sind auch einzelne Veranstaltungen ohne einen wiederholenden Charakter denkbar. Unabdingbar sind in jedem Fall die Abstimmung und Genehmigung des Arbeitgebers einzuholen. Wenn die Dozenten Tätigkeit auch für das Unternehmen wertvoll ist, kann man eventuell sogar auf ein Entgegenkommen des Arbeitsgebers spekulieren.

 

4. Die Vorbereitung nicht unterschätzen

Als Unternehmensberater hat man regelmäßig die Gelegenheit vor größeren Gruppen sprechen und präsentieren zu dürfen. Als Dozent sollte man nicht nur präsentieren können, sondern auch begeistern können. Die Studierenden strahlen nicht immer dieselbe Freude aus die man gegebenenfalls erwartet. Es helfen humorvolle (fachliche) Exkurse oder spannende aktuelle Beispiele. Die Vorbereitung sollte sich also nicht nur auf die fachliche Auseinandersetzung beziehen, sondern auch die Frage beantworten, wie der Inhalt optimal transportiert werden kann.

Falls alles funktioniert hat, wird man schnell feststellen, dass eine Dozententätigkeit sowohl für die eigene fachliche als auch persönliche Entwicklung wertvoll ist. Zudem macht die Rückkehr an die Universität oder Hochschule „auf der anderen Seite“ unheimlich viel Spaß.