Als ich vor wenigen Wochen mein neues Sofa nach Hause geliefert bekam, erhielt ich ein Zeitfenster von 10-17 Uhr. Warum erhalte ich bei einer Zustellung durch KEP-Dienstleister ein minutengenaues Zeitfenster und benötige im Stückgutbereich einen Tag Urlaub?
Vor einigen Wochen bin ich in eine neue Wohnung umgezogen. Zu diesem Anlass habe ich mir Möbel gekauft – neben kleinen Stücken direkt zum Mitnehmen war auch ein großes Sofa unter den Neuanschaffungen. Aufgrund diverser logistischer Probleme, die hauptsächlich mit meinem Auto und der Größe des Sofas zusammenhingen, entschloss ich mich also, das Sofa liefern zu lassen. Voller Vorfreude auf meine große Sitzgelegenheit und der Auskunft, dass sich die Spedition bezüglich eines Liefertermins in den kommenden Tagen melden wird, fuhr ich nach Hause.
Tatsächlich bekam ich bald darauf einen Anruf, dass ein Liefertermin festgelegt wurde. Einige Tage später sollte meine Lieferung ankommen. Ich wurde daher gebeten, in der Zeit zwischen 10 Uhr und 17 Uhr zu Hause zu sein, um mein Sofa entgegennehmen zu können. Als ich den Anruf erhielt, freute ich mich einerseits über die baldige Zustellung und musste nichtsdestotrotz feststellen, dass das Zeitfenster doch recht groß war. Ich fragte mich, warum bei einer Paketzustellung oft ein stunden- oder gar minutengenauer Termin genannt werden kann, während bei der Zustellung einer Stückgutlieferung die Situation eine völlig andere ist.
Also begab ich mich auf die Suche und fand folgendes:
Der Stückguttransport an Privatadressen hat nur eine kurze Historie. Unternehmensverbände der einschlägigen Industrie berichteten vor etwa zehn bis fünfzehn Jahren noch von Lieferungen an Privathaushalte im unteren einstelligen Prozentbereich. Nicht zuletzt die Corona-Krise hat B2C-Stückgutlieferungen in die Höhe schnellen lassen. Mitunter machen Zustellungen an Privatadressen teilweise jede fünfte Lieferung einschlägiger Speditionen aus. Das Geschäftsmodell hat sich somit von einem Nischenmarkt neben dem eigentlichen B2B-Geschäft zu einem potenzial- und ertragsreichen Feld mit aussichtsreicher Zukunft gemausert.
Jedoch liegt genau hierin das Problem. Die Anforderungen aus dem B2B-Geschäft sind völlig andere als die aus dem B2C-Bereich, ein sich wandelndes Geschäftsmodell muss sich den neuen Herausforderungen also anpassen. Dabei wird von den Spediteuren als größte Herausforderung die Vorgabe von Zeitfenstern auf Zustelltouren angegeben. Zahlungsmethoden wie Nachnahme oder „auf Rechnung“ werden im B2C-Geschäft von Kreditkarte, PayPal & Co. ersetzt. Zustelloptionen wie das Abstellen beim Nachbarn kommen zu klassischen Optionen wie der Lieferung an die Bordsteinkante hinzu. Die Möglichkeit zur individuellen Zeitfenster-Anpassung und die Kommunikation über Online-Plattformen sind gang und gäbe im Geschäft mit Privatkunden, jedoch nicht unbedingt die Norm bei Geschäftskunden. Hierin gibt es viele Potenziale, die Kundenzufriedenheit und die eigene Effizienz zu steigern. KEP-Dienstleister machen es vor, die Branche der Stückgutlieferungen an Privatempfänger kann darin ein großes Vorbild sehen.
Und doch gibt es auch Probleme, welche die Spedition nicht im Alleingang lösen kann. Stückgut-Sendungen sind häufig Singlestopps und die einzelnen Empfänger mitunter weit voneinander entfernt. Effizienzsteigerungen durch kleine Zustellgebiete wie bei KEP-Dienstleistern sind daher nur schwer zu realisieren. Ebenfalls ist für den Spediteur aus dem Auftragsdatensatz des Versenders nicht immer erkennbar, ob es sich bei der Lieferadresse um eine Privat- oder Geschäftsadresse handelt, die anforderungsgerechte Belieferung ist somit schwer realisierbar.
Für mich besteht die Hoffnung, dass die Entwicklung in der Stückgutlogistik an Privathaushalte sich genauso schnell entwickelt wie dessen Versandzahlen in den letzten Jahren. Somit bleibt die Möglichkeit, dass ich für mein nächstes Sofa vielleicht schon eine minutengenaue Anlieferung erhalte, fast so, als würden Möbel im Päckchen geliefert werden.
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